Was ist ein Leistenbruch?
Ein Leistenbruch ist eine Vorwölbung an einer „Schwachstelle“ der Bauchwand im Bereich des anatomisch angelegten Leistenkanals. Durch eine sogenannte Bruchlücke kann das Bauchfell mit Bauchfett, aber auch Organen hervortreten.
Welche Beschwerden werden durch einen Leistenbruch verursacht?
Infolge der Veränderungen, die mit einem Leistenbruch einhergehen, kann es zu Schwellungen bzw. Vorwölbungen, aber auch Leistenschmerzen, die insbesondere belastungsabhängig auftreten, kommen. In seltenen Fällen kann bei einer Einklemmung ein akutes Krankheitsbild mit starken Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten, und zwar wenn Darm eingeklemmt ist und es hiermit zu Durchblutungsstörungen der Darmwand oder Darmverschluss kommt.
Wie diagnostiziert man einen Leistenbruch?
Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch erfolgt in der Gesundheitspraxis Eppendorf die körperliche Untersuchung verbunden mit einer sofortigen Ultraschalluntersuchung des Bauches und der Leistenregion. Somit kann die Diagnose unmittelbar gestellt oder abgesichert werden.
Sollte ein Leistenbruch operiert werden?
Die Entscheidung zu einer Operation sollte immer individuell erfolgen. Da sich ein Leistenbruch nicht wieder zurückbildet, sondern eher im Laufe der Zeit größer wird, bleibt meist nur die operative Versorgung. Der Zeitpunkt der Operation ist ebenfalls individuell zu wählen und stellt letztlich ein Abwägen Ihrer persönlichen Lebenssituation und der Risiken dar, in vielen Fällen muss nicht sofort operiert werden, sondern kann die Operation des Leistenbruches in Ruhe geplant werden.
In einzelnen Fällen gibt es zügigen Handlungsbedarf, und zwar dann, wenn Organe wie z.B. der Darm einklemmen, dann sollte innerhalb von 6 Stunden eine Notfall-Operation erfolgen.
Welche Operationstechniken kommen bei einem Leistenbruch zur Anwendung?
Bei einer Operation des Leistenbruches ist das Grundprinzip, den Bruchsack mitsamt des Bruchinhaltes aus der Bruchlücke zu befreien und an den ursprünglichen Ort zurückzubringen. Dann erfolgt die Einlage eines sehr weichen, großporigen, teilresorbierbaren Kunststoffnetzes, durch das körpereigenes Gewebe wächst und somit langfristig eine sichere Verankerung gewährleistet ist.
Die Einlage eines Kunststoffnetzes bei der Leistenbruch-Operation kann in verschiedenen Techniken erfolgen:
- Minimal-invasiv in TEP-Technik: Hier wird der sogenannte Extraperitonealraum über einen kleinen Schnitt im Bereich des Nabels erreicht und aufgedehnt, dann unter Insufflation durch CO₂ für die Operation offengehalten, der Bruchinhalt reponiert und schließlich das Kunststoffnetz eingelegt. Der Vorteil dieser minimal-invasiven Operation des Leistenbruches besteht darin, dass von Beginn an in der „richtigen“ Schicht operiert wird, beidseitige Operationen problemlos über dieselben Schnitte möglich sind und kein Kontakt zu den Bauchorganen erfolgt, die hierbei durch das Bauchfell überzogen und geschützt sind.
- Minimal-invasiv in TAPP-Technik: Hier wird der Extraperitonealraum erreicht, indem zunächst über einen kleinen Schnitt im Bereich des Nabels eine Bauchspiegelung ebenfalls unter Insufflation von CO₂ erfolgt und dann das Bauchfell im Bereich der Leiste eröffnet wird. Nun wird ebenfalls der Bruchinhalt reponiert und das Kunststoffnetz eingelegt, anschließend wird das Bauchfell mittels Naht verschlossen. Der Vorteil dieser minimal-invasiven Operation des Leistenbruches liegt darin, dass neben der ebenfalls möglichen beidseitigen Versorgung gleichzeitig Eingriffe im Bereich der Bauchhöhle wie z.B. Lösen von Verwachsungen erfolgen können.
- Operation nach Lichtenstein: Hier wird bei der Operation des Leistenbruches in klassischer Weise ein Hautschnitt von ca. 7cm im Bereich der Leiste durchgeführt, dann erfolgt die schichtweise Eröffnung der Leistenregion bis in die Zone des schwachen Gewebes, auch hier wird der Bruchinhalt reponiert und schließlich das Kunststoffnetz eingelegt und mit Nähten verankert. Der Vorteil dieser Operation des Leistenbruches liegt darin, dass sie in Lokalanästhesie durchführbar ist und auch sehr große bis in den Hodensack reichende Skrotalhernien damit sicher versorgt werden können.
- Operation nach Shouldice: Diese Operation wird insbesondere in sehr jungem Alter ohne Netzeinlage durchgeführt. Hier erfolgt nach dem Hautschnitt von ca. 5-7cm im Bereich der Leiste die schichtweise Eröffnung der Leistenregion, auch hier wird der Bruchinhalt reponiert und schließlich die eigenen Bauchwandschichten „gedoppelt“ wieder vernäht, sodass auch eine stabile Schicht daraus resultiert. Der Vorteil dieser Operation des Leistenbruches liegt ebenfalls darin, dass sie in Lokalanästhesie durchführbar ist.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Modifikationen dieser operativen Vorgehensweisen bei der Behandlung eines Leistenbruches. Die hier genannten Methoden stellen die gängige Vorgehensweise der operativen Versorgung des Leistenbruches dar und sind allesamt durch die Einlage eines Kunststoffnetzes langfristig erfolgreich, die Rezidivraten liegen dabei <1%.
Wie erfolgt die Auswahl der Operationsmethode?
Bei der Entscheidung, welche Operation für die Behandlung Ihres Leistenbruches am besten geeignet ist, werden Sie in einem ausführlichen Gespräch hinsichtlich Ihrer Vorerkrankungen im Sinne einer Risikoeinschätzung befragt, körperlich und mit Ultraschall untersucht sowie über die Techniken der Operation aufgeklärt. Gemeinsam mit Ihnen erarbeite ich ein individuelles, auf Ihre Bedürfnisse, gesundheitliche und sozialen Aspekte abgestimmtes Behandlungskonzept.
Aufgrund der für meine Begriffe überwiegenden Vorteile führe ich in der Mehrzahl der Fälle die Leistenbruch-Operation minimal-invasiv in TEP-Technik durch.
Wie schnell sind Sie wieder fit?
Nach einer Leistenbruch-Operation sollte bis zur Wundheilung (ca. 7-10 Tage) eine körperliche Schonung erfolgen. Nach Netzeinlage ist das Heben moderater Lasten nach 14 Tagen wieder erlaubt, die volle Belastbarkeit/Sport ist nach 3-4 Wochen wieder möglich.